Carfree Times

      Nummer 34

11. März 2004      
 

Nahe der Piazza San Marco
Venedig, 2001

Neuigkeiten bei Carfree.com

Stadt-Fotografien

Etwa 2000 Fotografien von J.H.Crawford finden sich im Stadt-Fotografien-Bereich der neu organisierten City Design Bibliothek. Die Nutzungsbedingungen erlauben eine Tantiemen-freie Nutzung durch wohlgesonnene Organisationen. Die Bibliothek enthält Postkarten und einen Rohentwurf von Teil 3 des bald erscheinenden Carfree Design Handbook.

Unternehmungen des World Carfree Network

Nur zwölf Monate nachdem die Entwicklung des Netzwerkes bei Towards Carfree Cities III in Prag begann, ist das World Carfree Network (WCN) bereit, Mitgliederorganisationen aufzunehmen. Wenn Ihre Gruppe das Radfahren, zu Fuß gehen oder andere Alternativen zum Auto und zur auto-orientierten Stadtplanung fördert, möchte Carfree Times Ihnen nachdrücklich ans Herz legen, dem WCN beizutreten, mitzumachen und mitzuhelfen, eine effektive, internationale Stimme für den Wandel zu bilden. Sie erhalten dafür Unterstützung bei Veranstaltungen, Kontakten, Reichweite und Spendenbeschaffung, Zusammenarbeit an internationalen Projekten und organisierten Austausch. Details über die Aufnahme hier. Warten Sie nicht!

Towards Carfree Cities IV

Der WCN ist Gastgeber für Towards Carfree Cities IV, die Menschen von allen Teilen der Welt zusammenbringen wird, die sich für praktische Alternativen zur Auto-Abhängigkeit und die Umgestaltung von Großstädten, Städten und Dörfern zu menschlich gestalteten Lebensräumen mit vielen öffentlichen Plätzen und reichem kommunalen Leben einsetzen . Der Brennpunkt wird auf Strategie, Zusammenarbeit und Austausch liegen, sowie auf der Unterstützung der Praxisarbeit von Teilnehmern - sei es die Organisation von autofreien Tagen oder der Entwurf der autofreien Stadt von morgen. Einzelheiten zur Konferenz und Anmeldeformulare finden sich unter WorldCarfree.net. Beeilung, am 19. März endet die Frist für verbilligte Teilnahme!

Konferenzpartner sind: BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland), Green City, Autofrei Wohnen, Autofrei Leben!, ITDP Europa, Der ASTA der Humboldt Universität, UMKEHR, und Carfree.com.

Internationales Jugendtreffen über
nachhaltigen städtischen Transport

Die kanadische Urban Transit Association ist Gastgeber des internationalen Youth Summit on Sustainable Urban Transportation in Ottawa, 26. - 31. Mai 2004. Menschen von 17 bis 24 werden ermutigt, sich zu bewerben.

Carfree Cities Verfügbarkeit

Sowohl die Paperback- als auch die gebundene Ausgabe von Carfree Cities sind weithin erhältlich. Die Paperback-Ausgabe kostet US$17.95 in den USA, die gebundene Ausgabe $29.95. Genaueres auf der Bestellseite page.

Carfree Design Handbook

Zwei der vier Teile des bald herauskommenden Carfree Design Handbook liegen nun als vollständiger Entwurf vor. Das Buch wird in etwa einem Jahr erscheinen.
 
 

"En Auto weniger" - Fahrradaufkleber für eine Konferenz in China.
Erhältlich bei Car Busters.

 

Was ist das für ein nervender Ton?

Nachdem das sich abzeichnende Problem über Jahre hinweg gelegentlich erörtert wurde, wird Carfree Times sich nun regelmäßig mit der Frage der Ölversorgung befassen. Ungewöhnlich genug ist, dass dieses auch etliche andere tun und dass mittlerweile die Sorge in den Mainstream-Medien zum Ausdruck kommt. Was einst aussah wie eine "Der Himmel fällt uns auf den Kopf"-Hysterie wegen naher Ölverknappung wird mittlerweile eine allgemeine Sorge, dass, nun ja, der Himmel wirklich fallen könnte.

Bereits in Ausgabe No.3 warnten wir davor, dass der "Höhepunkt der Ölproduktion bereits 1999" kommen könne. Ausgabe No. 32 richtete den Blick auf sich abzeichnende Kürzungen, unmäßigen Energieverbrauch in den USA und die kürzliche Invasion der USA in Irak. Wir wenden uns nochmals der Ölfrage zu, diesmal mit Betonung der allgemeinen Bewußtheit des Problems, die in den letzten Monaten ziemlich schnell wuchs.

Die Ölpreise sind in den letzten Monaten stetig gestiegen und, obwohl in historischen Dimensionen nicht schrecklich hoch, ist es jetzt 20 Jahre her dass die Ölpreise zuletzt die Wirtschaft niedergebracht hatten.

Was geht also vor?

Ölknappheit wahrscheinlich nach 2007

So bald? Das Oil Depletion Analysis Centre analysierte einen kürzlich erschienenen Petroleum Review Artikel [PDF!] der existierende und geplante größere Öl-Projekte umriss.

Eine Menge neuen Öls soll in den nächsten drei Jahren zu fließen beginnen, doch die Mengen aus neuen Projekten danach werden nicht ausreichen, den Bedarf zu decken. Chris Skrebowski, Autor des Reports und Herausgeber der Petroleum Review sagte: "Es sind zur Zeit nicht ausreichend große Projekte in Planung, um die zurückgehende Produktion aus erschlossenen Gebieten auszugleichen und dem steigenden weltweiten Bedarf nach 2007 zu entsprechen".

Weiter sagte er: "Nachdem es im Schnitt sechs Jahre dauert, die ein Megaprojekt von der Entdeckung bis zur Ölproduktion benötigt, ist es unwahrscheinlich, dass ein heute begonnenes Projekt vor dem Ende des Jahrzehnts in Produktion geht".

Der Bericht "Oil field mega projects 2004," analysierte alle bekannten Projekte mit Vorräten über 500 Millionen Fass und dem nachgewiesenen Potential, mehr als 100.000 Fass pro Tag zu produzieren. Zum Vergleich, der Weltverbrauch beträgt derzeit 75 mbd (Millionen Fass/Tag).

"Ständig steigender Ölbedarf bedeutet, dass es einen fertigen Markt für zusätzliche Versorgung gibt, so dass Neufunde in sehr kurzer Zeit in Produktion gehen", sagte Mr Skrebowski. "Doch zwischen einem Viertel und einem Drittel der Weltölproduktion ist bereits im Niedergang begriffen und es scheint, dass massive Neufunde um die verlorene Kapazität auszugleichen sehr selten werden". In der Tat wurde seit 1968 kein Super-Ölfeld mehr gefunden.

Hier einige Schlüsseldaten der Analyse der Petroleum Review:

  • Zwischen 2003 und Frühjahr 2007 werden 8 mbd neuer Förderkapazität erwartet, genug um die zurückgehenden Fördermengen dieses Zeitraumes und den erwarteten Verbrauchsanstieg von 3 mbd zu decken.
  • Die Entwicklungsgeschwindigkeit wird 2006 beginnen sich zu verlangsamen.
  • Nur drei neue Mega-Projekte werden für 2007 erwartet und drei weitere für 2008.
  • Etwa 23 andere Ölvorkommen wurden gefunden, die in Zukunft entwickelt werden könnten. Von diesen Vorkommen sind 21 in Rußland und dem Nahen Osten. Politische, rechtliche und technische Herausforderungen machen es unwahrscheinlich, dass diese Projekte in diesem Jahrzehnt neue Versorgungskapazitäten bringen werden.
  • Nach 2007 werden die Mengen aus neuer Produktion nicht mehr ausreichen, den Bedarf zu decken.
  • Eine gewisse Anzahl der in Aussicht genommenen Spitzenerträge sind relativ zur berichteten Reservegröße, was annehmen lässt, dass die Spitzenproduktion nur kurzlebig sein wird.
"Die Ergebnisse dieser Analyse lassen vermuten dass die Welt mit schrumpfender Zahl neuer Ölfunde im kommenden Jahrzehnt in eine Ära ständig zurückgehender Ölversorgung eintreten wird", so Mr Skrebowski.

Der wirkliche Knaller aber ist, dass die Förderung im größten Feld der Welt, Ghawar in Saudi Arabien, sich womöglich dem Ende seiner langen Geschichte nähert. Dieses größte je gefundene Ölfeld beginnt laut Matthew Simmons Anzeichen von Erschöpfung zu zeigen. Viele hatten darauf gezählt, dass Saudi-Arabien in den nächsten 10 bis 15 Jahren seine Produktion nahezu verdoppeln würde, doch nach Simmons Analyse von Ghawar und anderen saudischen Ölfeldern scheint dies unwahrscheinlich. Schlimmer noch, wenn die saudischen Felder wegen zunehmenden Verbrauchs überbeansprucht werden sollten, könnten sie Schaden nehmen und große Mengen Öls würden dadurch unerreichbar. Erwähnt wird ein jährlicher Niedergang von 8% pro Jahr für die vollentwickelten saudischen Felder.

Experten von Exxon-Mobil haben gesagt, dass mehr als 50 % des in 2010 konsumierten Öls und Gas von neuen Feldern und Vorkommen stammen müsse. Angesichts der sechsjährigen Spanne zwischen Entdeckung und Produktionsstart müsste all dies Öl noch in diesem Jahr gefunden werden. Es erscheint aber unmöglich, genug Felder zu finden um 40 mbd zu produzieren.

Wie auch immer die Dinge liegen mögen, ein bedeutender Anstieg der Produktion über die heutigen Mengen hinaus erscheint mit Sicherheit unwahrscheinlich. Die Förderung 2003 lag geringfügig höher als 2000, nach leichtem zweijährigen Rückgang. Wir könnten nahe bei der Spitzenproduktion sein. Wir werden es in einigen Jahren wissen.

"Oil Supply Shortages Likely After 2007, New Report Shows"
The Oil Depletion Analysis Centre
28 January 2004

The Saudi Arabian Oil Miracle [PDF!]
Presentation by Matthew R. Simmons to
The Center for Strategic & International Studies
Washington, D.C., 24 February 2003

"Forecast of Rising Oil Demand Challenges Tired Saudi Fields "
New York Times
24 February 2004

Nachfrage nach Öl übersteigt Angebot

Dies Bild auf der Versorgerseite ist freudlos. Das Bild auf der Nachfrageseite könnte noch schlechter aussehen. Der Verbrauch soll Vorhersagen zufolge bis 2015 um etwa 60 mbd steigen. Was immer sonst geschieht, dies wird wohl ziemlich sicher nicht eintreten.

Wir müssten über zehn Jahre jährlich ein Feld von der Größe des Nordsee-Feldes entdecken um dies in Reichweite zu bringen. Selbst die Felder im Irak, sollten sie unter einem stabilen Regime voll entwickelt werden, würden maximal 6 mbd abwerfen..

Neuvorkommen werden nahezu sicher in Sibirien, Zentralasien und Westafrika gefunden werden, aber diese Funde werden nicht mehr leisten können als die 4-5% Förderrückgänge in bisherigen Superriesen- und Riesenfeldern zu kompensieren. Teersände und Ölschiefer in Westkanade und Venezuela mögen etwas helfen, doch man muss in diesen schwierigen Gebieten ein halbes Fass Öl einsetzen um ein ganzes Fass zu erschliessen und zu produzieren.

Selbst Bush, ein erfolgloser Öl-Mensch, ist sich des Themas bewusst. Er sagte: "Es wird sehr deutlich, dass der Verbrauch die Förderung übersteigt". (Deshalb unterstützt er zweifellos Steuernachlässe für die Käufer der größten und Sprit-durstigsten "SUVs").

"Demand for Oil Outstripping Supply"
Toronto Star
28 January 2004

 

China braucht mehr

Chinas Wirtschaft wuchs bis jetzt sprunghaft, doch seine Ölvorräte sind ziemlich begrenzt. Die eigene Ölproduktion hat den Gipfel erreicht doch der Verbrauch steigt weiter. China verdrängte Japan als bisheriger Weltverbraucher Nummer 2.

Chinas steigender Energiehunger findet seinen Niederschlag in regelmäßigen Stromausfällen in ganzen Teilen des Landes und in dem Verkehrschaos aufgrund der steigenden Anzahl Autos. Der Ölimport stieg allein im vergangenen Jahr um 31%. China importiert inzwischen ein Drittel seines Öls.

Dies hat dazu geführt dass China die Welt um Öl durchstreift und als Konkurrent der USA den Zugang zu Öl sucht (an sich schon ein gefährlicher Umstand). Chinas Führung ist beunruhigt wegen der steigenden Abhängigkeit von ausländischem Öl. Chinas führende Ölgesellschaften durchkämmen Afrika, den Nahen Osten und Südamerika nach Ölförderkonzessionen. Auch als Neulinge im rauen Ölgeschäft kommen sie schnell voran.

Wie die USA und Europa wurde auch China hochgradig abhängig von Öl aus Nahost. China hofiert auch Ölförderer wie Sudan und Iran, die beide auf der US-Liste der Staaten sind, die Terrorismus finanzieren. China wird dort unter Umständen wohlgesonnene Geschäftspartner zu erwarten haben.

Zuletzt könnte China sich seinen gewaltigen Kohlereserven zuwenden um energiepolitisch unabhängig zu bleiben, doch die Luftverschmutzung in Industrieregionen ist bereits jetzt so schlimm dass diese Variante schreckliche Folgen für die Umwelt hätte.

Zum Glück denkt man in China an die wirkungsvollste kurzfristige Möglichkeit: Verbrauchsreduzierung durch verbesserte Effizienz.

Und dann ist da das seltsame verschwindende Öl

Shell Aktionäre mussten kürzlich die Nachricht verdauen, dass ihre Gesellschaft sich "unsicher" über 20% ihrer beanspruchten Ölreserven sei. Wir reden hier von 3.9 Milliarden Fass Öl, mit einem derzeitigen Marktwert von etwa 140 Milliarden US$. Das Öl wurde von der Kategorie "sichere Reserven" zur Kategorie "eventuelle Reserven" herabgestuft. Hoffnung bleibt, dass dies Öl letztlich zumindest teilweise gefördert werden kann.

Ein Shell-Repräsentant mochte keine Aussage machen, ob Shells Pläne, die Produktion von 2000 bis 2007 um 3% jährlich zu steigern, durch diese Herabstufung beeinträchtigt würden, doch es wurde bestätigt, dass die Gesellschaft für dieses Jahr keine Produktionserhöhung erwartet.

Dieser "Enron-eske" Ausgang kostete Shells Spitzenmann später seinen Job.

"Reserves van Shell aanzienlijk kleiner"
NRC Handelsblad
9 January 2004

"Oil Giant's Officials Knew of Gaps in Reserves in '02"
New York Times
9 March 2004

 

Oh, .. und Entschuldigung wegen der Wasserstoff-Sache

In der letzten Ausgabe von Carfree Times erschien eine Nachricht mit dem Titel "Dummkopfzellen". Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass die Probleme mit der Entwicklung von Brennstoffzellen so schnell bestätigt würden, doch die National Academy of Sciences (NAS) sagte erst kürzlich, dass die kommerzielle Nutzung dieser Technologie noch Jahrzehnte weit weg sei.

Die närrische Bush-Regierung sagt für 2020 die Massenproduktion von Wasserstoffautos vorher. Das Energieministerium setzte 318 Millionen US$ für Brennstoffzellen und Wasserstofferzeugung in seinem Haushalt für 2005 ein. Doch die NAS-Studie sagt, dass einige der Ziele des Energieministeriums unrealistisch ambitioniert seien. Der Plan bedachte natürlich niemals ernsthaft die Frage, woher die Energie kommen solle, diesen Wasserstoff herzustellen.

Karfterzeugung aus Brennstoffzellen ist nach wie vor erheblich teurer als die aus einem Verbrennungsmotor. Dr. Antonia V. Herzog, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Natural Resources Defense Council und eine der Autorinnen sagte: "Es müssen wahre Revolutionen passieren damit dies in großem Maßstab Wirklichkeit wird. Der Report sagte, dass batteriebetriebene oder Hybridantriebe die bessere Wahl seien.

Die Bush-Administration verschob den Schwerpunkt eines Programmes der Clinton-Ära, mit dem kurzfristig hybridgetriebene Autos entwickelt werden sollten, zu einem ehrgeizigen Projekt, Brennstoffzellen langfristig zur Marktreife zu bringen. Dies bevorzugte, schön bequem, die US-Autoindustrie. Japanische Hersteller hatten gewaltig in die Entwicklung verbrauchsarmer Fahrzeuge mit konventionellem Kraftstoff investiert. Zuletzt lachen dürfte nun Toyota - es hat gerade seine Hybrid-Technologie an Ford lizensiert.

"Report Questions Bush Plan for Hydrogen-Fueled Cars"
New York Times
6 February 2004

"Toyota to provide hybrid technology to Ford"
Japan Today
9 March 2004

Nachrichtenhäppchen

Autofreier Fortschritt in Deutschland

Deutschland führt weiterhin weltweit bei der Errichtung neuer, autofreier Stadtgebiete:
  • Der Kölner Stadtteil Nippes wird ein 700-Wohneinheiten-Projekt bekommen, von dem die Hälfte autofrei sein wird. Investoren sind interessiert.
  • In Karlsruhe wurden drei Gebiete für autofreie Entwicklung erkundet, doch die Dinge gehen wegen örtlicher politischer Widerstände nur langsam voran.
  • Münster hat 184 Wohneinheiten auf einem 3.5 Hektar großen autofreien Gebiet errichtet.
Dank an Markus Heller für diese neuen Informationen.
 

Euro-Lärm

Die Europäer haben den Lärm satt und sie beginnen, etwas dagegen zu unternehmen. Ein Programm zur Messung des Lärmpegels in allen EU Großstädten über 250.000 Einwohner wurde gestartet. Darin sind Straßen, Schienenwege und Flughäfen eingeschlossen.

Lärm-Karten von Paris wurden bereits veröffentlicht. Sie sehen gerade aus wie Straßenkarten, doch beim zweiten Hinsehen stellt man fest: Die blauen und gelben Streifen sind Verkehrslärm und die grünen Flecken sind die ruhigen Zonen der Parks und Innenhöfe. Die blauen Straßen haben einen Lärmpegel von mehr als 75 Dezibel, weit höher als der vom WHO festgesetzte Pegel "ernsthafter Belästigung" von 55 Dezibel. Die WHO schätzt dass 40% der EU-Bewohner Straßenlärm von mehr als 55 dB ausgesetzt sind und dass mehr als 30% unter Lärmpegeln leiden, die den Schlaf stören. Chronischer Lärm führt zu Überspannung und Herzerkrankungen und beeinträchtigt die geistige Gesundheit.

Der Pariser Bürgermeister Yves Contassot sagte, dass es "der Lärm sei, über den sich die Menschen am meisten beschwerten". Die Lärm-Karten sollen den öffentlichen Druck zugunsten einer Lösung verstärken. Die EU hat verfügt, dass Mitgliedsländer bis 2008 Pläne zur Lärmreduzierung vorzulegen haben.

Interessant ist, dass die meisten Lärmpegel nicht direkt gemessen wurden. Alles was zu tun war, war die Verkehrsdichte zu messen und die Zahlen in einen Computer einzugeben, der den Lärmpegel errechnete. Stichproben ergaben, dass die Berechnungen innerhalb eines Dezibel korrekt waren.

"A continental congress against noise"
ENN
10 December 2003

"Keep It Down! Euro Noise Assault
Wired
7 December 2003

Soviel Lärm .. um nichts

Der New Yorker Stadtrat plant, Alarmanlagen in Autos zu verbieten. US-Statistiken zeigen, dass die New Yorker von Straßenlärm einschließlich Alarmanlagen mehr als von allen anderen Vorgängen in der Stadt irritiert werden.

Hier ist der Haken: Autohersteller, Kriminologen und Versicherer stimmen darin überein dass Autoalarm unnütz ist. Autos mit Alarmanlage werden nicht seltener gestohlen als Autos ohne. Die Leute ignorieren sie schlicht. Eine Studie einer Versicherungsgesellschaft erbrachte, dass weniger als 1% die Polizei holten nachdem sie einen Autoalarm hörten. Und professionelle Autodiebe verstehen es, einen Autoalarm in Sekunden zum Schweigen zu bringen.

Die New Yorker Polizei behauptet, dass Autoalarme (die "häufig ohne erkennbaren Grund einsetzen") die "Aufmerksamkeit der Einwohnerschaft, der eine Kommune sicher macht, zerstören können". Es handelt sich nur um noch ein Geräusch, das jeder überhört.

"All That Noise for Nothing"
Transportation Alternatives, quoting the New York Times
11 December 2003

Nicht noch mehr von den verfluchten Straßen!

In einer Abstimmung im Februar lehnten 63% der Schweizer Wahlbürger einen Plan, die Straßenkapazitäten in einem ökologisch sensiblen Bereich der Alpen zu vergrößern, ab. Transport & Environment hat die europäischen Führungskräfte dazu aufgefordert, das Abstimmungsergebnis zur Kenntnis zu nehmen und sagte, dass "die europäischen Bürger, wenn man sie fragt, sich für nachhaltigen Transport aussprechen und nicht glauben, dass der Bau von mehr Straßen die beste Lösung von Transportproblemen ist". Das Projekt wurde von Umweltgruppen als zu straßenbaufreundlich angesehen da man erwartete, dass es zum Bau einer zweiten Tunnelröhre am St. Gotthard führen werde. Die Speditionsbranche sah die Niederlage als vernichtenden Schlag an.

Bürger sind offenbar weit mehr als ihre Politiker und die EU geneigt, das Transportwesen für seine Unkosten selbst aufkommen zu lassen. Umweltgruppen fürchteten, dass der Vorschlag die Straßen/Schiene-Politik unterminieren könne und forderten die Regierung auf, entschiedene Schritte zum Neubau neuer Schienenwege unter den Alpen hindurch zu unternehmen. Die Gruppen fordern - in Übereinstimmung mit der österreichischen Politik - auch einen sofortigen Ausschluß der schmutzigesten LKW, die die Schweiz durchfahren.

"Swiss Vote "No" to Road Infrastructure Plan"
World Business Council for Sustainable Development
12 February 2004

Magnetschwebebahn-Zahlen

Zuletzt haben wir hier einige Zahlen zu Magnetschwebebahnen. Sie verbrauchen scheinbar dreimal so viel Energie wie der der japanische Hochgeschwindigkeitszug "Shinkansen" und kosten etwa dreimal so viel in der Herstellung.

Sie sind in der Tat schnell. Magnetschwebezüge erreichten auf einer Teststrecke 500 km/h in weniger als 90 Sekunden. Nahezu 40 Jahre Zeit und 260 Milliarden Yen wurden für den R&D in Japan aufgewendet, doch die einzige in Betrieb befindliche Magnetschwebebahn verbindet Schanghais Flughafen mit dem Stadtzentrum, das nur 30 km entfernt liegt. Das ist Geldverschwendung. Dies System bietet auf kurzer Strecke nur wenig Vorteile.

Die Chinesen haben Pläne für eine Verbindung zwischen Schanghai und Peking wieder aufgegeben und die deutsche Regierung liess Pläne für eine Linie Hamburg-Berlin fallen.

Es heisst dass die Züge nur ein Viertel des Treibhausgases eines Flugzeugs ausstoßen und das ihre hohe Geschwindigkeit den Luftverkehr auf einigen Strecken ersetzen könne. Man sollte aber beachten, dass die Franzosen bereits 515 m/h auf konventionellen Strecken erreicht haben. Die Höchstgeschwindigkeit bei Magnetschwebebahnen liegt derzeit bei 581 km/h. Die Fahrt ist holperig und laut.

Brauchen wir diese Technologie wirklich?

Technokrat

Nicholas D. Kristof, der in der New York Times schrieb, unterstützte den Plan von Bush & Co., im Yellowstone National Park Schneemobile zu erlauben. Er fragte: "Sollten wir als Selbstzweck die Natur bewahren oder zum Vergnügen des Menschen? Bitte verzeihen Sie mir meinen Anthropozentrismus, aber ich denke, dass Menschen den Bison oder den Elch übertrumpft." Als ob die Leute sich an dem Gequietsche eines Schneemobils erfreuen. Als ob der Yellowstone ohne Bison oder Elch interessant wäre. Als ob wir dieses Ökosystem nicht benötigten.

Kristof weiter: "Ohne Schneemobil ist der Yellowstone im Winter praktisch unzugänglich. Autos müssen - bis auf einen kleinen Teil - draußen bleiben und der Park ist so groß, daß der Zugang auf Schneeschuhen wie auch das Durchqueren auf Skiern nur den härtesten Rucksacktouristen, die tagelang in Schnee und brutaler Kälte kampieren können, möglich ist." Merkwürdig, und es gibt Leute, die eben das tun.

Unter der Behauptung dass neuere Schneemobile leiser und abgasärmer seien preist Kristof den Plan, der "nur" 950 davon am Tag zulassen würde (verglichen mit 3000 Autos am Tag während des Sommers). "Das zentrale Problem mit der Haltung der Umweltaktivisten ist, dass ein Draußenhalten der Schneemobile nahezu jedem die Möglichkeit nimmt, Yellowstone im Winter zu genießen - und das kann nicht grün sein", fährt er fort. Mir ist unklar, weshalb das "nicht grün" sein kann.

"Vrooming Into Yellowstone"
New York Times
18 February 2004

Nachhaltige Breschäftigung?

Eine Studie von Good Jobs First fand heraus, dass nachhaltige Stadtentwicklung besser für die Baubranche ist als Zersiedelung.

"Unsere Ergebnisse widersprechen der landläufigen Ansicht, wonach Die Beschäftigung im Bauwesen leidet wenn Städte versuchen, der Zersiedelung Einhalt zu gebieten und das Wachstum zu lenken", sagte Philip Mattera, Hauptautor der Studie. "Tatsächlich zeigt unsere Studie gerade das Gegenteil, nämlich dass nachhaltiges Wachstum Arbeitsplatzentstehung fördert.

Eine Resolution der AFL-CIO Convention brandmarkte die Zersiedelung. Der San Diego-Imperial Counties Labor Council billigte kürzlich eine Abstimmungsinitiative zu städtischem Wachstum, nachdrücklich unterstützt von seinen Partnergesellschaften.

Die Studie ergab auch, dass der Arbeitsanteil bei kompakter Bauweise (Mehrfamilien- und Stadthäuser) einen höheren Prozentsatz der Gesamtkosten einnimmt als bei Einfamilienhäusern im Zersiedelungs-Stil.

 

.. und nun - das Wetter

Das große Tauwetter

Der Schnee auf dem Kilimandscharo könnte 2020 verschwunden sein. Die Gletscher, nach denen der Montana's Glacier National Park benannt ist, könnten um 2030 veschwunden sein. Gletscher sind ein kritisches Element in der weltweiten Versorgung mit Trinkwasser und ihr Verlust ist eine gewaltige Bedrohung für Städte in den Anden.

In fünfzig Jahren könnte das Eis in der Arktis verschwinden, nachdem die Eisdecke bereits um bis zu 15% im Jahrzehnt schrumpft. Der Verlust arktischen Eises könnte die ozeanischen Zirkulationswege ändern und weitere Änderungen des globalen Klimas auslösen.

Das antarktische Eis ist seit 1950 um 20% geschrumpft. Uralte antarktische Eisschelfe brechen ab und schmelzen. Nach Menschenaltern Stabilität löst sich das Larsen Eisschelf weitgehend ab. Seitdem verdoppelte sich das Abschmelzen von nahegelegenen Gletschern, die einst durch das Schelf erhalten wurden.

Treibendes Eis wirkt sich nicht auf den Meeresspiegel aus, doch die Gletscherschmelze tut dies. Die Schätzungen des Intergovernmental Panel on Climate Change for 21st century betreffs der Erhöhung des Meeresspiegels (momentan zwischen 0,1 und 0,9 Metern) werden wohl nach oben korrigiert werden müssen.

Grönlands einstmals stabile Gletscher schmelzen dahin. Grönland verliert nun etwa 51 Kubikkilometer Eis im Jahr, allein ausreichend für eine Meeresspiegelerhöhung von 0,13 mm. Schmilzt das gesamte Eis Grönlands so könnte der Meeresspiegel um 7 Meter steigen und das Weiße Haus unter Wasser setzen.

Die meisten Himalaya-Gletscher haben sich seit 30 Jahren zurückgezogen und zwar bei steigender Geschwindigkeit. Am Mount Everest hat ein Gletscher sich seit 1953 um 5 km zurückgezogen. Schmelzende Gletscher füllen in großer Geschwindigkeit Gletscherseen und schaffen so ein tödliches Überflutungsrisiko.

Europäische Gletscher schrumpften um bsi zu 40% und die Gletschermasse über 50% seit 1850. Weite Teile der Alpen- und Pyrenäengletscher könnten in wenigen Jahrzehnten verschwunden sein.

Die Durchschnittstemperatur in Alaska stieg in den letzten 30 Jahren um mehr als 3 Grad. Die Gletscher in sämtlichen 11 Gletscherregionen Alaskas schrumpfen und dünnen sich aus. Die aktuelle Schrumpfungsrate ist dreimal höher als in den vergangenen 40 Jahren.

Das schlechte an diesen Nachrichten ist auch, dass wenn Eis schmilzt und der Boden hervortritt viel mehr von der Sonnenenergie vom Boden absorbiert wird statt reflektiert zu werden. Dies beschleunigt natürlich wiederum die globale Erwärmung.

Wollte nicht jemand autofreie Städte?

"Glaciers and Sea Ice Endangered by Rising Temperatures "
Earth Policy Institute
22 January 2004

Der Albtraum des Pentagon vom Klimakollaps

Planungsstrategen im Pentagon sind besorgt über den katastrophalen Klimawandel. Sie fürchten, dass die globale Erwärmung das Klima zu einem kritischen Punkt bringen könnte, wo rapider Klimawandel innerhalb von Jahrzehnten einen neuen, weitaus wärmeren Zustand bringen könnte. Obwohl ein solch schneller Wandel schon früher debattiert wurde wissen Wissenschaftler nicht, wie nahe wir einer solchen kritischen Grenze sind. Man weiss, dass Hinweise auf abrupten Klimawandel in polaren Eisschichten eingeschlossen sind, er ist also definitiv möglich.

Schreckliche Dürren könnten landwirtschaftliches Gebiet zu staubigen Becken machen und Wälder zu Asche reduzieren. Paradoxerweise könnte die massive Erwärmung den gemäßigten Zonen der nördlichen Hemisphäre sibirische Winter bringen.

Das Pentagon ist über eine Änderung des Kräftegleichgewichts besorgt und sagt "nukleare Konflikte, Mega-Dürren, Hunger und weltweiten Aufruhr" vorher.

Wollte nicht jemand autofreie Städte?

Globale Erwärmungskatastrophe

Der Klimawandel taucht auf der Tagesordnung der großen Gesellschaften auf. Swiss Re, der zweitgrößte Versicherer der Welt, warnte davor, dass die Kostenspirale wegen Naturkatastrophen aufgrund der globalen Erwärmung außer Kontrolle zu gehen drohe. Die Folgekosten von Naturkatastrophen könnten sich innerhalb 10 Jahren verdoppeln wenn der Mensch weiterhin in das Klima eingreife und natürlichen Klimawandel intensiviere.

Swiss Re: "Die menschliche Rasse kann sich auf diese Klimakatastrophe einlassen - oder sie abwenden". Die Gesellschaft sagte dass die Treibhausgase reduziert, der Gebrauch fossiler Brennstoffe eingeschränkt und neue Technologien entwickelt werden müssten.

Wollte nicht jemand autofreie Städte?

"Insurer Warns of Global Warming Catastrophe"
Common Dreams
3 March 2004

Wie man verletzliche Straßennutzer schützt

Ein bescheidener Vorschlag

von J.H. Crawford

body outline

Ich habe seit vielen Jahren eine Lösung für ein offensichtlich einfaches Problem gesucht: Was tut man als Fußgänger wenn jemand einen, sei es aus Versehen oder gar absichtlich, mit seinem Auto zu töten droht? Jeder bekannte Vorschlag trägt ein Element der Gefährdung in sich, ausgenommen vielleicht der Versuch, die Polizei mit Hilfe von Videoüberwachung zum Eingreifen zu bewegen. Alles andere wird wahrscheinlich Rowdytum auf der Straße provozieren, mit allen gefährlichen Begleitumständen.

Schliesslich fand ich heraus, dass ich viel zu kurz dachte. Die Idee stammt von Right of Way ("Vorfahrt"), die eine Kampagne unternommen haben, in der sie an 250 Orten Körperumrisse an der Stelle auf den Gehsteig gezeichnet haben, wo ein New Yorker Fußgänger oder Radfahrer von einem Auto getötet wurde. Diese Kampagne richtet sich mit mäßigen Erfolg an das öffentliche Bewußtsein, reduziert aber nicht die Gefahr an dem jeweiligen Punkt.

Die Lösung ist einfach: Baut ein Denkmal für jeden unschuldigen Fußgänger oder Radfahrer, der auf der Straße getroffen und getötet wurde. Baut es auf der Fahrbahn, dort, wo die Person umgefahren wurde. Keine Beeinträchtigungen an Radwegen, Gehsteigen oder Zebrastreifen sollten erlaubt sein. Diese wirkungsvolle Verkehrsberuhigungsmaßnahme sollte automatisch dort angebracht werden, wo sie nötig ist.

Die Leute werden diesen Vorschlag sofort zurückweisen. Wenn dies geschieht, sagen Sie:" Dieses Blutvergießen muß doch ein Ende haben. Was schlagen Sie statt dessen vor?"


 

New Books

Carfree Times now receives so many books that routine reviews have become impossible. Instead, we will endeavor in this section to mention interesting new titles soon after their release. If you have published a book and would like it to be considered for mention here, please send a copy to: J.H. Crawford, Utrechtsestraat 77-3, 1017 VJ Amsterdam, The Netherlands. I make no promises, but most received books do earn a mention.


 
cover
Traffic Life
Passionate Tales and Exit Strategies

Stephan Wehner, Ed.

Wandering Soliton Publications, 2004

254 pages
Softcover
US$16.90
ISBN 0973402202

According to the publisher: Traffic Life is an anthology on the pains of traffic and the absurdities of the prevailing car culture. Edited by Stephan Wehner, this fast-paced romp through our streets contains short stories, poems, music, cartoons, paintings, and drawings. Forty contributors from around the world put their talents to the task and engage readers for improvements on our roads. By bypassing the well-known facts of the matter, this creative and diverse collection reaches into the hearts of its readers to effect the necessary changes both of individuals and in government policies.


 

Hot New Links

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Pedestrian Streets, New Colonist

Cars, Culture, Concrete, and Convenience, Living Room

Will The End of Oil Mean The End of America?, Common Dreams

Tholos a public web-cam-in-the-round

Car-free day has cyclists on a roll Cape Argus South Africa

Garbage To Live By, Living Room

A Walk on the Wild Side: Where you're not supposed to walk, Wash. Post

Avidor Studios, home of Road Kill Bill

Scientist gagged by Blair after warning of global warming threat, Independent

Transportation Transformation, Forbes on Amtrak

Wire Wheels, Wired World, Living Room

For Those Trying to Navigate the Lower Manhattan Maze, a New Twist Times


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